Die Felsen und das Klettern haben für den Menschen schon jeher eine wichtige Bedeutung. Sie wurden als Aussicht, Schutz vor Feinden oder auch Schutz vor Tieren erklommen. Wir erzählen euch aber die Geschichte des Kletterns als Spor, welche Ausrüstung benötigt wird und wie ihr am besten Klettern lernt.
Die Geschichte des Kletterns
Die Anfänge des Freikletterns
Den Startschuss für das Freiklettern legte eine Turnergruppe aus Schandau, in der Sächsischen Schweiz, welche 1864 den Falkenstein erklommen. Dies taten sie mit Hilfe von Leitern, eingebohrten und gehakten Griffen und Seilen zum hochziehen.
Nur 10 Jahre später, 1974 kletterten Otto Ewald Ufer und sein Kletterpartner H.Frick auf den Mönchstein, jedoch ohne Hilfsmittel zur Fortbewegung. Lediglich Schnüre als Sicherung wurden genutzt. Dies ist die Geburtsstunde des “Freiklettern”, was so viel bedeutet, das eine Route aus eigener Kraft bewältigt wird. Jegliche Hilfsmittel dienen nur zur Absicherung. 1893 erstellte der Sachse Oscar Schuster eine erste Schwierigkeitsskala und ein erstes Reglement für das Freiklettern.
Technisches Klettern
Ab den 1920 Jahren erfuhr das technische Klettern immer mehr an Beliebtheit. Dieses erlaubte mit Hilfe von Bohrhaken, Schlingen und künstlichen Griffen und Tritten die Felsen zu besteigen. An Expressen und Schlingen können sich die Kletterer die Routen hochziehen. Dies trieb die Möglichkeiten der Bergbesteigung ins unermessliche. Schon schnell nahm das Angebot an potentiellen Routen ab, sodass das technische Klettern ab den 50 er Jahren an Beliebtheit verlor.
Revolution des Freiklettern
Mit Hilfsmitteln, wie Magnesium, auch Chalk genannt, und gezieltem Training wurde die Leistungsfähigkeit der Kletterer ab den 50er Jahren immer höher. Der Gedanke und Wunsch, Routen wieder aus eigener Kraft zu bewältigen verfestigte sich. Auf diesem Weg blühte die Freikletter Szene, vor allem im Yosemite Nationalpark/ USA, wieder auf. Der deutsche Kletterer Kurt Albert, welcher aus dem bekannten Frankenjura kommt, ließ sich inspirieren und brachte 1975 den Begriff “Rot-Punkt” ins Spiel. Der Kletterer steigt dabei, eine ihm bekannte Route, in einem Zug im Vorstieg durch. Damit wurde ein Meilenstein in der Klettergeschichte gelegt, welche sich auf viele Kletterarten, welche es heute gibt, auswirkt.
Welche Kletterarten gibt es?
Das Angebot an Kletterarten ist groß und durchaus verwirrend. Es gibt Kletterarten aber auch Unterarten. Eine klare Abgrenzung zwischen diesen ist häufig schwierig. Zu den zwei “Oberarten” gehört das Freiklettern und das technische Klettern. Wir versuchen euch in diesem Artikel einen Überblick über die verschiedenen Kategorien zu geben.
Wörtlich aus dem englischen übersetzt heißt “boulder” im “Felsblock”. “Bouldering” übersetzt ist also das Bouldern am Felsblock. Die herkömmliche Definition vom Bouldern lautet jedoch: “ Klettern in Absprunghöhe”. Im einfachen Sinne bedeutet dies, Klettern ohne Seil am Fels in der Natur oder an künstlichem Griffen in der Boulderhalle, ausgestattet mit einer Matte oder auch Crashpad genannt, zum Schutz vor Stürzen und Verletzungen.
Beim Bouldern gilt es ein “Boulderproblem” bzw. eine Boulderroute zu lösen. Jede Boulderroute ist einzigartig, was den Sport so vielfältig macht. Die Route beginnt für gewöhnlich in Bodennähe und endet am “top” oder wird “ausgestiegen”.
Das Routenspektrum erstreckt sich über viele Schwierigkeitsgrade hinweg. Leichtere Routen (“Henkelparaden”), verfügen über gute und große Griffe, sind an geraden oder geneigten Wänden und gehen in den meisten Fällen senkrecht die Wand hoch. Schwerere Routen werden vielfältiger in ihren Bewegungen und sind gekennzeichnet durch Faktoren wie:
kleinere, offene oder keine Griffe
kleinere (oder keine) Tritte
weitere Tritt-und Griffabstände
dynamische Züge
überhängende Wände.
Diese Bewegungen gilt es nun zu lösen. Das Erarbeiten einzelner Züge und Abschnitte einer Route nennt man “Projektieren” eines Boulders. Ist das Projekt gelöst, entsteht nicht selten ein Erfolgs- und Glücksgefühl, welches die meisten Menschen antreibt, den Sport zu intensivieren.
Technisches Klettern
Wie schon beschrieben, können beim Klettern Hilfsmittel, wie Seil, Haken, Leitern, Strickleitern zur Fortbewegung genutzt werden. Das technische Klettern hat in den 50er Jahren an Beliebtheit verloren. Heutzutage werden in einigen Alpinen Routen noch Hilfsmittel genutzt. Darunter zählt vor allem das Hochziehen an Expressen und das Nutzen der Haken als Tritt.
Freiklettern
Vorweg: Freiklettern ist nicht zu verwechseln mit free solo climbing! Freiklettern bedeutet, das eine Route aus eigener Kraft geklettert wird. Dabei werden Hilfsmittel, wie Seil, Haken und Schlingen, nur zur Sicherung genutzt. Das Freiklettern ist demnach ein Oberbegriff für viele Kletter Unterarten.
Sportklettern
Sportklettern kann als Outdoorklettern am Fels oder als Indoorklettern in der Halle ausgeübt werden. Es handelt sich um kurze Routen, die in einer Seillänge geklettert werden und welche komplett mit Haken abgesichert sind. In diese Haken werden die Express-Schlingen oder auch Exen eingehangen, um das Risiko bei einem Sturz zu minimieren. Die Route endet für gewöhnlich am Umlenker, von welchem sich der Kletterer ablässt oder abgelassen wird.
Benötigte Ausrüstung beim Sportklettern:
Kletterschuhe, dynamisches Seil, Klettergurt, Sicherungsgerät, Express-Set, Helm, Chalkbag
Alpinklettern
Wie der Name schon erahnen lässt, geht es hier an die ganz großen Wände, welche nur über mehrere Seillängen erklettert werden können. Der großteil der Alpinen Routen endet auf einem Gipfel. Der Ablauf einer Mehrseillänge geht folgendermaßen: Der Vorsteiger klettert die erste Seillänge bis zum erstn Standplatz. Hier angekommen und eingerichtet, holt er den zweiten Nachsteiger ein. Je nach Bedarf wechseln sich die Kletterer im Vorstieg ab.
Unterart des Alpinklettern:
- Bigwall Climbing
Benötigte Ausrüstung beim Alpinklettern:
Kletterschuhe, Helm, Seil/Halbseil, Klettergurt, Friends, Klemmkeile, Express-Set, Bandschlinen, Sicherungsgerät (Reverso) , Chalkbag.
Bouldern
Beim Bouldern handelt es sich um eine Kletterform, welche an Felsblöcken stattfindet. Es bedeutet so viel wie, Klettern in Absprunghöhe. Anstelle eines Seils und Sicherungsgeräten, liegt eine Matte, auch Crashpad genannt am Wandfuß und es steht ggf. ein Partner dabei, der dich im Falle eines Sturzes spottet. In unserem Artikel “was ist Bouldern” erfahrt ihr mehr über diesen Breitensport.
Benötigte Ausrüstung beim Bouldern:
Boulderschuhe, Chalkbag, Bürste, Crashpad
Speedklettern
Spätestens seit den Olympischen Spielen in Tokio haben viele Menschen schon mal was von Speedklettern gehört. Dabei geht es, wie der Name schon sagt, eine weltweit genormte Route, innerhalb kürzester Zeit, zu klettern. Die Griff-und Trittabfolge hat sich in dieser Route seit X Jahren nicht mehr geändert. Die Kletterer werden von einem automatischen Sicherungsgerät von oben (sprich im Toprope) gesichert.
Free Solo
Durch den Film “Free Solo” (2018), in welchem der Kletterer Alex Honnold, den 1000 Meter hohen Granitfelsen “El Capitan” im Yosemite Nationalpark klettert, wurde diese Form des Kletterns bekannt. Dabei wird auf jegliche Hilfsmittel, wie Seil und Sicherungspartner verzichtet.
Traditionelles Klettern - Trad Climbing
Das Traditionelle Klettern zeichnet sich dadurch aus, dass die Routen über keine bis wenige Bohrhaken zur Absicherung verfügen. Die Sicherungspunkte, werden während des Klettern anhand von Friends, Keilen, Cams oder Schlingen gelegt. Traditionelles Klettern ist sowohl beim Sportklettern (kurze Routen), also auch beim Alpinen Klettern (Mehrseillängen) vertreten. Die Sicherungen werden dabei in Risse oder andere mögliche Felsformationen “gesetzt”. Diese werden beim Abseilen wieder eingesammelt oder vom Nachsteiger mitgenommen.
Benötigte Ausrüstung beim Traditionellen Klettern:
Friends, Cams, Keile, Bandschlingen, Karabiner, Seil, Helm, Sicherungsgerät, Klettergurt und Kletterschuhe.
DWS - Deep Water Solo
Deep Water Solo, oder auch DWS oder Psicobloc, ist das Klettern ohne Sicherung. Allerdings befinden sich die Routenverläufe über Flüsse, Seen oder dem Meer, sodass der Kletterer im Falle eines Strurzes in Wasser fällt.
Benötigte Ausrüstung:
Kletterschuhe, Chalkbag
Welche Varianten der Routenbegehung gibt es?
Jede Kletterroute kann auf unterschiedliche Art begangen werden. Dabei spielt zum einen der Sicherungsaspekt eine Rolle. Hier wird unterschieden zwischen einem Vorstieg, einem Nachstieg und Toprope. Eine weitere Unterteilung ist die sportliche, wobei zwischen Onsight, Flash, Rotpunkt, Pinkpunkt uvm. unterschieden wird. Wir werden euch hier die wichtigsten aufführen und in einem separaten Artikel näher darauf eingehen.
Unterteilung nach Sicherung:
- Vorstieg: Die Person die klettert wird von unten gesichert. Dabei werden in jeweiligen Abständen Sicherungen eingehangen. Dies können fixe Haken sein oder müssen vom Kletterer selbst gesetzt werden (Klemmkeile, Friends usw.)
- Toprope: das Seil ist bereits durch den Umlenker gezogen, sodass es mit beiden Enden am Felsfuß hängt. Gesichert wird mit der einen Seilseite und der Kletterer bindet sich in die andere. Somit kommt das Seil von oben
- Nachstieg: Der Unterschied zum toprope ist, dass der Sicherer von oben sichert. Dies ist vor allem bei Mehrseillängen der Fall. Einer steigt vor, richtet sich am Standplatz ein und “holt nach”.
Sportliche Unterteilung:
- Onsight: die Kletterroute wird im ersten Versuch, ohne zu stürzen oder sich ins Seil zu setzen geschafft. Vorab gab es keine Informationen, wie die Route am besten geklettert wird.
- Flash: die Route wird ebenfalls im ersten Versuch, ohne Sturz geklettert. Allerdings darf die Route vorab begutachtet werden und man darf sich Informationen einsammeln.
- Rotpunkt (redpoint): die Route wird durchgeklettert ohne zu fallen oder sich reinzusetzen. Allerdings ist es nicht mehr relevant, ob es der erste Versuche war. Alle Sicherungspunkt wurden dabei selbst gesetzt (Expressen)
- Pinkpunkt (pinkpoint)t: Der einzige Unterschied zu Rotpunkt ist, dass die Sicherungspunkte (Expressen) schon hängen dürfen.
Schwierigkeitsskala beim Klettern
Um Kletterrouten, vor allem im Freiklettern und Bouldern, weltweit miteinander vergleich zu können, haben sich Skalen entwickelt, welche die Schwierigkeiten der Route angibt. Allerdings haben sich mehrere Schwierigkeitsskalen entwickelt, die vor allem in verschiedenen Kletterregionen ihren Ursprung finden, wie z.B. die Fontainebleau Skala für das Bouldern.
Eine Tabelle, in welcher möglichst viele Skalen mit jeweiligen Klettergraden aufgeführt werden, kann helfen, die unterschiedlichen Bewertungen miteinander zu vergleichen, wie diese von Bergzeit.
Faktoren die den Grad einer Route beeinflussen sind unterschiedlich und auch in jeder Route unterschiedlich prägend. Wichtigste Faktoren sind:
- Neigung der Wand
- Größe und Anzahl der Griffe und Tritte
- Charakter der Route
Da das Bewerten einer Routen keiner Norm unterliegt, sollte man sich immer vorhalten, dass diese vor allem zur Orientierung dient. Wie schwer die Route schlussendlich ist, ist eine subjektive Wahrnehmung. So kommt es darauf an, welche Witterungsbedingungen vorherrschen, wie die aktuelle Fellbeschaffenheit ist, ob die Route für kleinere oder größere Menschen einfacher oder schwerer ist.
Die schwerste bzw. schwersten Routen der Welt
- 2017 wurde von Adam Ondra die schwerste Kletterroute der Welt eröffnet und inzwischen auch von ihm durchgestiegen. Die Route mit Namen “the Silence” befindet sich in Flatanger (Norwegen) und hat die Schwierigkeit 9c (Sportklettern). Sie wurde bisher nicht wiederholt.
- Alex Megos folgte 2020 mit seiner Route “Bibliographie”, welche er als 9c einstufte. Diese wurde jedoch von Stephano Ghisolfi auf 9b+ abgewertet.
- 2022 kletterte Seb Bouin nach jahrelangem Projektieren seine DNA in der Verdon Schlucht und bewertete sie ebenfalls mit 9c. Diese wurde bisher noch nicht wiederholt. Es bleibt also spannend, was die Zukunft noch bringt.
- 2023 gelingt Jacob Schubert eine weitere Begehung in Flatanger. Er bewertet die Route „Project BIG“ ebenfalls mit einer 9c.
Wie kann ich Klettern lernen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Klettern kennenzulernen. Viele Menschen beginnen mit dem Bouldern, denn dazu benötigst du keine Vorkenntnisse und wenig Ausrüstung. In manchen Fällen ergibt sich auch eine neue Bekanntschaft, die mit dem Klettern vertraut ist. Meine Erfahrung ist, dass es das schönste ist, den Sport über Freund und bekannte kennenzulernen.
Du möchtest aber gleich mit dem Klettern starten? Dann bieten viele Organisationen und Verbände (DAV, IG Klettern) Kurse, sowohl Indoor als auch Outdoor, an. Auch hier besteht