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Was ist Bouldern?

Frau boldert an Fels

Bouldern hat sich längt zu einem Breitensport entwickelt. Immer mehr Boulderhallen entstehen im ganzen Land. Spätestens durch die Olympisches Spiele in Tokio ist der Bouldersport in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Egal ob Alt oder Jung, Frau oder Mann, unsportlich oder sportlich, Bouldern bietet für jeden Menschen ein tolles Erlebnis. Hier erfahrt ihr alles wichtige über das Bouldern!

Was ist Bouldern?

Wörtlich aus dem englischen übersetzt heißt “boulder” im “Felsblock”. “Bouldering” übersetzt ist also das Bouldern am Felsblock. Die herkömmliche Definition vom Bouldern lautet jedoch: “ Klettern in Absprunghöhe”. Im einfachen Sinne bedeutet dies, Klettern ohne Seil am Fels in der Natur oder an künstlichem Griffen in der Boulderhalle, ausgestattet mit einer Matte oder auch Crashpad genannt, zum Schutz vor Stürzen und Verletzungen. 

Beim Bouldern gilt es ein “Boulderproblem” bzw. eine Boulderroute zu lösen. Jede Boulderroute ist einzigartig, was den Sport so vielfältig macht. Die Route beginnt für gewöhnlich in Bodennähe und endet am “top” oder wird “ausgestiegen”. 

Das Routenspektrum erstreckt sich über viele Schwierigkeitsgrade hinweg. Leichtere Routen (“Henkelparaden”), verfügen über gute und große Griffe, sind an geraden oder geneigten Wänden und gehen in den meisten Fällen senkrecht die Wand hoch. Schwerere Routen werden vielfältiger in ihren Bewegungen und sind gekennzeichnet durch Faktoren wie:

  • kleinere, offene oder keine Griffe
  • kleinere (oder keine) Tritte
  • weitere Tritt-und Griffabstände
  • dynamische Züge
  • überhängende Wände.

Diese Bewegungen gilt es nun zu lösen. Das Erarbeiten einzelner Züge und Abschnitte einer Route nennt man “Projektieren” eines Boulders. Ist das Projekt gelöst, entsteht nicht selten ein Erfolgs- und Glücksgefühl, welches die meisten Menschen antreibt, den Sport zu intensivieren.

Wie sieht eine Boulderroute aus?

Das schöne am Bouldern ist, das jede Route einzigartig ist. Vor allem die Natur erlaubt keine Wiederholungen in der Abfolge der Züge. Jeder Fels ist einmalig und bietet ein großes Spektrum an Möglichkeiten. Es gibt jedoch ein Muster, welches sich durch alle Routen durchzieht, egal ob in der Boulderhalle oder am Fels: 

  • die Route beginnt an (für gewöhnlich) zwei Start-Griffen, welche in der Halle in der Regel markiert sind
  • die Route endet an (markierten) Top-Griffen oder man “steigt aus”, was so viel bedeutet, dass man am Ende auf dem Boulderblock steht.

Der Weg vom Start bis zum Top verläuft dabei nicht nur vertikal. Sie können auch horizontal als Traverse verlaufen oder eine Mischung aus beidem.

Traversen Boulder in Boulderhalle
Blaue Traverse, welche links startet und rechts endet - Foto von Henrike Klammer im Mandala Dresden

Welche Geschichte hat der Boulder Sport?

Wann genau das Bouldern angefangen hat und von wem, ist vermutlich nicht zu 100% zu belegen. Fakt ist, das im 19. Jhr. begonnen wurde, Felsblöcke als Training für die großen Wände und langen Touren  zu nutzen.

Einen der Grundbausteine legte die Gründung der französischen Vereinigung der Bergsportverbände in Fontainebleau im Jahre 1874. Die “bleausards” begannen in den umliegenden Wäldern der Stadt Fontainebleau die Felsblöcke für Boulderzwecke zu nutzen. 

Der “Urvater des Bouldern” ist jedoch Piere Allain, welcher 1950 mit Hilfe von Magnesium begann “Boulderprobleme” ernsthaft und mit Training zu lösen. So war auch er es, welcher 1969 die erste Bewertungsskala des Bouldern veröffentlichte. 

1999 fand der erste Boulderwettkampf statt, sodass der Sport auch als internationale Sportart anerkannt wurde. Heutzutage ist das Bouldern nicht mehr wegzudenken, mindestens, seitdem es 2021 das erste Mal bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio Disziplin war.  

Was brauche ich alles zum Bouldern?

Zum Bouldern benötigst du folgende Dinge:

  • Chalkbag (Chalk) 
  • Bürste
  • Boulderschuhe  

Und was zieht man zum Bouldern an?

  • eine Hose, in welcher du Bewegungsfreiheit hast, z.B. eine Leggins o.ä
  • Ein T-Shirt, in dem du dich gut bewegen kannst und welches nicht zu weit geschnitten ist, sonst bleibst du hängen

Vor allem für Anfänger ist noch nicht wichtig, das teuerste und beste Equipment zu nutzen. Aber solltest du Lust haben, regelmäßiger Bouldern zu gehen, empfiehlt es sich die 3 Utensilien anzuschaffen. Welche Schuhe für den Anfang optimal sind, erläutern wir dir in unserem Beitrag “Boulderschuhe für Anfänger”. 

Für das Bouldern in der Natur benötigst du mindestens ein Crashpad. Die Anzahl ist davon abhängig, wie die Route verläuft, wie hoch sie ist und wie eben oder geröllig  das Absprunggelände ist. 

Welche Arten des Bouldern gibt es?

Wie schon erwähnt gibt es einen Unterschied zwischen dem Bouldern in der Halle und dem Bouldern am Fels. Es gibt jedoch noch weitere Arten des Bouldersports. Wir würden euch gerne alle vorstellen:

  • Bouldern in der Halle
  • Bouldern unter freiem Himmel (am Fels)
  • Highball Bouldern  
  • Urban Bouldering 

Bouldern in der Halle

Das Bouldern in der Halle findet an Plastikgriffen, welche an Wänden mit einer max. Boulderhöhe von 4,50 m befestigt sind und einer dicken DIN genormten Matte statt. Ein idealer Ort, um den Sport auf sichere Art und Weise kennenzulernen und zu erproben. 

Weitere Vorteile sind:

  • dass du unabhängig vom Wetter bist 
  • die Hallen schnell erreichbar sind 
  • dass du zu Beginn das Equipment vor Ort ausleihen kannst,
  • dir das Hallenpersonal wichtige Regeln erklärt,
  • du keine Vorkenntnisse brauchst 

Für gewöhnlich hat eine Boulderhalle einen Bereich mit definierten Boulderrouten in verschiedenen Schwierigkeiten. Die Schwierigkeitsgrade können unterschiedlich gekennzeichnet sein. Manche Hallen haben für jede Schwierigkeit eine eigene Farbe, in welcher die Griffe geschraubt sind. Andere Hallen nutzen Zettel, welche am Start-Griff die Schwierigkeit angeben.

Boulderregeln in der Halle

Um eine Route erfolgreich durchzuklettern solltest du auf folgende Dinge achten: 

  • Start: die Route beginnt an den gekennzeichneten Start-Griffen. Für einen “gültigen Start” müssen beide Füßen vom Boden abgehoben sein, bevor du den nächsten Griff berührst. 
  • Zwischen Start und Top: du nutzt nur alle Griffe und Tritte der vorgegebenen Farbe. 
  • Top Möglichkeit 1: die Route endet an den gekennzeichneten Top Griffen. Du hast die Route geschafft (im Wettkampf), wenn du diese Top-Griffe drei Sekunden halten kannst, ohne abzufallen. 
  • Top Möglichkeit 2: die Route endet auf dem Block, du musst also “aussteigen”. Dann ist die Route beendet, sobald auf dem Block stehst. 
Boulderschuhe für Anfänger
Boulderroute in Boulderhalle
Boulderrouten von Start bis Top
Boulderschuhe für Anfänger
Startgriffe einer Boulderroute in Halle
Start-Griffe (markiert) und Tritte einer Boulderroute
Boulderschuhe für Anfänger
Top Griff einer Boulderroute in Halle
Top-Griff einer Boulderroute

Du fragst dich worauf du beim Boulderschuhkauf achten musst? Wir geben dir 5 Tipps und verraten dir alles rund um Downturn und Vorspannung.

Manche Hallen verfügen noch über einen Trainingsbereich, eine Spray Wall, ein Moon Board (weitere ähnlich Boards), einen Kinderbereich oder einen Yoga/Abwärm Bereich. 

Was ist eine Spray Wall?
Die Spray Wall ist der Grundbaustein der Boulderhalle. Sie findet ihren Ursprung in Sheffield, wo sie von Ben Moon und Jerry Moffat als Trainingswand gebaut wurde. Sie ist gekennzeichnet durch eine Wand (meist stark überhängend)  mit vielen verschiedenen bunten (damals noch geschnitzten) Griffen. Es gibt keine vorgefertigten Routen, denn diese definiert sich jeder Boulderer selbst. Es gibt noch einige Boulderhallen, welche ausschließlich über eine Spray Wall verfügen. 

Boulderbereich für Kinder 
Viele Boulderhallen verfügen über einen eigenen Kinderbereich. Aus Sicherheitsgründen, sind die Routen hier für gewöhnlich nicht so hoch, wie in den Hallen für Erwachsene. Die Größe und das Ausmaß des Erlebnisangebots ist von Halle zu Halle unterschiedlich. Fakt ist, das Klettern liegt uns im Blut. Der großteil der Kinder möchte von Anfang an hoch hinaus. Bouldern ist somit ein geeigneter Sport diese Grundbedürfnis zu stillen. In unserem Artikel “Klettern und Bouldern mit Kind”, erläutern wir alle Einzelheiten von Sicherheitsfragen und Ausrüstung.

Bouldern unter freiem Himmel - Outdoor Bouldern

Das Bouldern am Fels ist von der Theorie her, ähnlich wie das Bouldern in der Halle. In der Praxis gibt es jedoch einige Unterschiede. Der Ablauf einer Route verläuft ähnlich. Es gibt einen Start und ein Top bzw. Ausstieg.

Eine Linie bzw. eine Boulderroute hat für gewöhnlich einen Namen und eine offizielle Schwierigkeit. Die Route beginnt, wie in der Halle, an zwei Startgriffen. Häufiger als in Boulderhallen, beginnen die Boulder mit einem Sitzstart (im Boulderführer gekennzeichnet). Den Weg der Route findet man durch Chalkspuren und markante Felsformationen, welche einem keine andere Möglichkeit geben, als eben genau diesen Weg zu nutzen.

Die Vorteile beim Outdoor Bouldern, sind:

  • das Naturerlebnis, 
  • die Ruhe und 
  • die frische Luft

Die Nachteile sind:

  • häufig längere Anfahrten
  • Materialkosten (Crashpad, Boulderführer)
  • die Auswahl an Routen an einem Felsblock ist limitiert.

Ein markanter Unterschied zwischen Outdoor und Indoor Bouldern ist die Sturzzone. In der Halle findest du eine komfortable Matte, die so angelegt ist, dass du bei jedem Sturz auf der Matte landest. Beim Outdoorbouldern spielt hier die Erfahrung eine große Rolle, durch die man weiß, wo und wie die Matte bzw. die Matten liegen müssen. Vor allem bei hohen Bouldern oder Bouldern mit schlechtem Absprunggelände ist es wichtig zu spotten.

Das Spotten bedeutet nicht, dass der Spotter den Boulderer auffängt. Vielmehr gibt der Spotter Hilfestellung, sollte es zu einem unkontrollierten Sturz kommen, sodass der Stürzende auf die Matte fällt.

Boulderschuhe für Anfänger
Kind bouldern am Fels und wird gespottet
P. wird am Familienblock im Bahratal gespottet - Foto von Ricardo Langer
Boulderschuhe für Anfänger
Frau bouldert im Überhang und wird gespottet
Spotten als Unterstützung für einen angenehmen Sturz - Foto von René Fußhöller

Highball Bouldern

Ein Highball zeichnet sich durch die Höhe aus. Die erfordert nicht nur die herkömmliche Kraft und Technik, sondern auch eine besonders starke Psyche. Die Absprunghöhe bei einem Boulder, ist teilweise so hoch, dass ein Spotten und ein Crashpad im Falle eines Sturzes nicht mehr helfen können. Die Grenze zwischen Highball Bouldern und Free Solo Klettern (Klettertouren ohne Seil klettern) ist nicht eindeutig. Auch unter den Kletterern gehen die Meinungen auseinander. Laut Nina Williams, die erste Frau die einen 13 Meter Highball boulderte, spricht man von einem Highball, sobald ein Crashpad unter einer Route liegt. 

Urban Bouldering

Vor allem in Städten wie Berlin, welche kein Bouldergebiet in der Nähe aufweisen, wurde Urban Bouldering oder auch “Buildering” zu Zeiten von Corona immer beliebter. Viele Brückenpfeiler und Mauern bieten gutes Potential sich eigene Routen zu definieren und so fit zu bleiben, auch wenn die Halle für einen Zeitraum geschlossen hat. 

Der Kreativität bei der Auswahl der “Boulder” sind dabei keine Grenzen gesetzt. In dem Kletterführer “Dickes B” vom Geoquest Verlag, gibt es sogar viele Boulderrouten an Monumenten oder Betonmauern der Stadt zu finden (s.Foto). 

Urban Bouldering in Berlin - Foto von Tony Günther von Vertical Capture

Welche Grundbegriffe sollte ich kennen, wenn ich Bouldern gehe?

Als ich mit dem Bouldern anfing, ging ich in die Halle und war nicht nur von der Masse an Routen überfordert, sondern auch von den Begriffen, die durch die Menschen flogen. Im folgenden gebe ich dir die vorerst wichtigsten Grundbegriffe mit:

  • Spotten: Die Sicherung beim Bouldern durch mindestens eine weitere Person. Dabei soll die sichernde Person, im Falle eine (unkontrollierten) Stürzen, durch bekannte Techniken, dafür sorgen, dass ein Stürzen auf die Matte gewährleistet ist.  
  • Chalk: auch Kreide, Maggie oder Magnesium genannt. Das weiße Pulver dient dazu, die Feuchtigkeit der Hände aufzunehmen, da es die Fähigkeit besitzt Schweiß zu binden. 
  • Beta: Informationen, welche dir helfen, eine Route zu schaffen. Viele Boulderer tauschen sich über ihre jeweiligen Beta´s aus. Es gehört jedoch zur Boulder Etikette, vorab zu fragen, ob dein Gegenüber einen Beta Tipp erhalten möchte. 
  • Flash: Der Boulderer schafft die ihm unbekannte Route im ersten Versuch, wobei ihm die Beta bekannt sein darf. 
  • Onsight: Der Boulderer schafft die ihm unbekannte Route im ersten Versuch, wobei ihm die Beta nicht bekannt sein darf. 
  • Henkel: großer guter Griff, vor allem in leichten Routen zu finden. 
  • Projektieren: Das Erarbeiten eines Boulderproblems, durch Technik, Training und viel Zeit. 
  • Toehook: Fußtechnik, bei welcher durch den Druck der Fußspitze ein Weiterkommen der Hände in einem Boulder ermöglicht wird.
  • Heelhook: Fußtechnik, bei welcher durch den Druck der Ferse ein Weiterkommen in der Route gewährleistet wird.

Abschließend - was ist der Unterschied zwischen Klettern und Bouldern?

Der markanteste Unterschied zwischen Bouldern und Klettern ist die Höhe der Routen. Während im Bouldern die Routen durchschnittlich 4-5 m hoch sind, sind Kletterrouten so hoch, dass ein Seil als Sicherung genutzt wird.

Markante Fakten beim Klettern und Bouldern: 

Klettern

  • Höhe: ca. 10-30 m
  • Sicherung: Seil und Sicherungsgerät
  • Teilnehmer: mit Partner
  • Ausrüstung: Kletterschuhe, Chalk, Chalkbag, Seil, Expressen, Sicherungsgerät, Helm 
  • Technik: Ausdauer

Bouldern

  • Höhe: ca. 3-6 m
  • Sicherung: Crashpad und Spotter
  • Teilnehmer: alleine möglich
  • Ausrüstung: Boulderschuhe, Chalk. Chalkbag, Bürste, Crashpad
  • Technik: Maximalkraft

Was passt also besser zu dir, Bouldern oder Klettern? Bouldern ist für den Einstieg besser geeignet. Es ist Equipment vonnöten und auch kein Kletterpartner. Auch viele Kletterer haben das Bouldern als Einstieg in den Bergsport genutzt. Probiere dich am besten aus, lerne Menschen mit Erfahrung kennen, welche dein Boulder- oder Kletterspektrum erweitern. Auf diese Weise wirst du merken, was besser zu dir passt.

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