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Kletter-Schwierigkeitsgrade

Kletterer an Felsen

Die Kletter Schwierigkeitsgrade sind komplexer als man denkt. Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Bewertungsskalen entwickelt, die je nach Kletterregion bzw. Land unterschiedlich sind. Die Kletterschwierigkeit gibt einer Route einen Wert in Form von Zahlen und/oder Buchstaben. Auf diese Weise können sie miteinander verglichen werden. Zusätzlich gibt dir Klettergrad vor, ob es in etwa deinem Level entspricht und du diese Route auschecken solltest. 

Unterschiedliche Kletterarten, wie Sportklettern, Bouldern oder Technisches Klettern, verfügen über eigene Kletterskalen. Dadurch wird die Anzahl an unterschiedlichen Bewertungssystemen noch größer. 

  1. Lassen sich Klettergrade bzw. Skalen einfach so umrechnen?
  2. Wie entsteht die Schwierigkeit einer Route?
  3. Welche Einflussfaktoren gibt es bei Kletterbewertungen? 
  4. Kann man die Bewertung am Fels und in der Halle miteinander vergleichen? 
  5. Welche Kletterskalen gibt es?
  6. Welche Boulder-Bewertungen gibt es? 
  7. Bewertung von Routen nach Farbe 
  8. Welcher Klettergrad eignet sich für Anfänger? 

Lassen sich Klettergrade bzw. Skalen einfach so umrechnen?

Bei der Umrechnung von Schwierigkeitsgraden gibt es einige Punkte zu beachten. Die unterschiedlichen Skalen sind abhängig von der Kletterdisziplin sowie der Kletterregion.  

Disziplinen lassen sich schwer miteinander vergleichen. Ein Boulderer hat ganz andere Stärken als ein Kletterer und eine Boulderroute ist anders als einen Kletterroute. Das Gleiche zählt auch für Eisklettern und Trad-Climbing.  

Boulderrouten sind durch ihre kürzeren und harten Züge gekennzeichnet, welche einen reibungslosen Ablauf fordern. Jemand, der eine 7b Bouldern kann, verfügt nicht automatisch über die Ausdauer, im gleichen Grad eine Kletterroute zu klettern. 

Kletterrouten sind hingegen lang anhaltend mit mindestens einer Schlüsselstelle. Für einen erfolgreichen Durchstieg sollten Ruhepunkte eingehalten werden, sowie optimale Positionen fürs Einhängen des Seils. Jemand, der eine 7b Klettern kann, schafft nicht automatisch den harten Zug, der einen 7b Boulder ausmacht. 

Trad-Climbing Routen sind wie Sportkletterrouten, nur mit wenig bis keinen Haken/Sicherungspunkten. Jemand, der eine 7b Sportklettern kann, hat nicht automatisch die Zeit, mentale Stärke und Kraft, in einer 7b Trad-Route Friends und Keile zu legen. Es ist also schwierig, verschiedene Kletter-Disziplinen miteinander zu vergleichen. 

Wie entsteht die Schwierigkeit einer Route?

In der Regel gibt der Erstbegeher einer Route die Schwierigkeit vor. Diese wird im Laufe der Zeit von Kletterern, die diese Route wiederholen, bestätigt oder auf- bzw. abgewertet. In “unteren” Schwierigkeitsgraden bleibt die Schwierigkeit bestehen, sollte es nicht zu viele Widersprüche geben. Je häufiger eine Route wiederholt wird, desto sicherer ist der Grad. Die Route samt ihrer Bewertung wird anschließend von Kletterführer Herausgebern und Magazinen veröffentlicht.

Doch Felsen und Berge verändern sich. Nicht selten kommt es zu Felsausbrüchen, welche eine Route auf- oder abwerten. Es gibt Gesteinsarten, wie Kalk, die mit der Zeit glatt und schmierig werden. Dadurch fühlen sich viele Routen ebenfalls schwerer an, als sie bewertet sind. 

Welche Einflussfaktoren gibt es bei Kletterbewertungen?

Es gibt einige Faktoren, die die Schwierigkeit einer Kletterroute beeinflussen. Diese können subjektiv sein, oder durch äußere Gegebenheiten, wie die Wetterverhältnisse, bestimmt werden. Viele kennen die Tatsache, dass sich eine leichter bewertete Route viel schwerer anfühlt als umgekehrt. Oder dass eine schwere Route an gerader Wand viel leichter ist als eine im Überhang. Jeder Mensch hat andere Vorlieben und Stärken. 

Faktoren, die Einfluss auf die Schwierigkeit einer Route haben:

  • Subjektive psychische Voraussetzungen 
  • Subjektive physische Voraussetzungen 
  • Wetterbedingte Einflüsse 
  • Kletterregion und Fels-Art

Subjektive psychische Einflüsse bei dem Bewertung einer Route

Hohe Boulder, sogenannte Highballs, weite Hakenabstände oder gar keine Haken. Es gibt viele Dinge, die eine Route vor allem für die Psyche eine große Herausforderung sind. Was diesen Umstand angeht, ticken alle Menschen anders. Für manche fängt hier der Spaß erst richtig an und für einige ist es ein Graus. Kein Wunder, dass sich psychisch anspruchsvolle Routen für jeden anders anfühlen 

Subjektive physische Einflüsse bei der Bewertung einer Route 

Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Nicht nur mental, auch körperlich. Ein fieser enger Sitzstart am Boulder wird einer kleinen Person leichter fallen als jemandem mit langen Beinen. Ein weiter Zug kann für kleine Menschen schon häufig zu einem dynamischen Sprung führen. Aber auch die Vorlieben von Grifftypen und Wandneigungen sind breit gefächert. Ein gezieltes Klettertraining kann dazu führen, dass dein Vorlieben Spektrum erweitert wird. 

Witterungsverhältnisse als Einfluss auf die Bewertung einer Route

Ein wichtiger Aspekt ist das bestehende Wetter am Klettertag. Optimale Bedingungen gibt es bei kalter Luft und Wind. Während feuchte Luft und Hitze zu schmierigen Griffen und schwitzigen Händen führen. 

Daher darf bei ambitionierten Kletterern ein Chalkbag in der Kletterausrüstung  nicht fehlen. Das Magnesiumcarbonat entzieht den Händen Flüssigkeit und bietet auf diese Weise mehr grip. 

Kletterregion und Fels-Art als Einfluss auf die Bewertung einer Route

Es gibt Kletterregionen, welche “hart” bewertet sind und welche die “leichter” bewertet wurden. Dies hängt häufig von der ortsansässigen Klettergemeinschaft bzw. von den Erstbegehern ab. Außerdem gibt es Gestein, welches (vor allem beim Onsight Klettern) leichter zu klettern ist. Der gewohnte Fels fühlt sich zudem vertrauter an als Felsstrukturen, die für einen neu sind. 

Kann man die Bewertung am Fels und in der Halle miteinander vergleichen?

Die Routen in den Kletterhallen orientieren sich ebenfalls an der Schwierigkeitsskala, genauso wie Kletterrouten am Fels. Offensichtlich ist jedoch, dass die Gegebenheiten sehr unterschiedlich sind. 

Es gibt einige Punkte, die dafür sprechen, dass sich Kletterrouten in der Halle leichter anfühlen: 

  1. In Kletterhallen sind Routen durch Farben gekennzeichnet. Der Routenverlauf ist somit leichter zu lesen und es wird weniger Zeit und Kraft in das Suchen des richtigen Griff´s investiert. Vor allem ein Vorteil fürs Onsight Klettern 
  2. Die Hakenabstände in den Hallen sind genormt. Weite Hakenabstände sind demnach nicht zu erwarten, ein Pluspunkt für die Psyche
  3. In Kletterhallen bist du keiner Witterung ausgesetzt. Keine nassen Griffe nach langen Regenperioden. 

Es gibt allerdings auch ein Gegenargument:

  1. Kletterrouten sind homogen geschraubt und bieten dir “nur” die vorgegebenen Griffe. Häufig wird die Schwierigkeit durch eine fiese Einzelstelle bestimmt. Es gibt also keine weitere Möglichkeit, als das angegebene Griff-und Trittset. 

Welche Kletterskalen gibt es?

Es gibt weltweit einige Bewertungsskalen für den Klettersport. Auf jede einzelne im Detail einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Wir stellen selbst erstellte Auswahl vor:

UIAA ist die Abkürzung für Union Internationale des Associations d’Alpinisme. Diese wird vor allem in Deutschland und Österreich, speziell in den Alpen angewandt. Diese Bewertung stammt noch aus der Zeit vor Beginn des Sportkletterns und ist demnach vor allem bei Alpinen Routen zu finden. Sie wird in Römischen Ziffern angegeben, startet bei I und ist nach oben hin offen. Ab dem “V” wird die Bewertung verfeinert. Ist eine Route leicht für den Grad erhält sie ein “-”, ist sie eher schwer für den Grad ein “+”.

Die französische Skala ist vor allem im Europäischen Sportklettern in Benutzung. Sie wird in arabischen Ziffern angegeben. Durch das Anhängen eines a,b oder c kann die Schwierigkeit noch verfeinert werden. Dabei ist a leichter als c. Eine 7a ist demnach leichter als eine 7c. Für eine weitere Verfeinerung kann einer schweren Route für den angegebenen Grad noch ein “+” angehängt werden. Demzufolge wäre eine 7a+ schwerer als eine 7a, aber leichter als eine 7b. 

Die Britische Bewertung wird beim Klettern mit traditioneller Absicherung “Trad-Climbing” angewendet. Für die Beurteilungen spielen dabei zwei Aspekte eine Rolle:

  • Die technische Schwierigkeit (technical grade): die technische Anforderung bei der Schlüsselstelle der Route (schwerste Stelle) gibt diesen Grad in arabischen Zahlen sowie angehängten a,b und c an. 
  • Der allgemeine Anspruch an die Begehung der Route (adjectival grade): bei dieser Bewertung wird die komplette Beschaffenheit der Route für eine Onsight-Begehung beurteilt. Wie ist die Absicherung, wie ist die Felsqualität, welche Ausdauer ist vonnöten usw. Die Bewertung reicht von E1 bis (bisher) E11 (ca. 8c/+)

Durch die lange Klettertradition hat sich in der Sächsischen Schweiz und der Böhmischen Schweiz, sprich im gesamten Elbsandstein, eine eigene Kletterskala etabliert. Für den Erhalt der Sandsteinfelsen sind moderne Sicherungsgeräte, wie Friends und Klemmkeile verboten. Ebenso ist die Nutzung von Magnesium laut Kletterethik untersagt. Für die Absicherung werden Schlingen und Knoten gelegt. Die Kletterskale berücksichtigt dabei den technischen sowie sportlichen Anspruch an die Route. Sie wird in römischen Ziffern angegeben und kann ab dem VII mit a,b oder c verfeinert werden. 

Die technische Skala reicht von A0 bis A5. Die Skala gibt an, wie viele technische Hilfsmittel und deren Beschaffenheit genutzt werden. Bei A0 wird weitestgehend frei geklettert. Nur einzelne Fixpunkte können als Griffe und Tritte benutzt werden. Bei A5 wird fast ausschließlich an künstlichen und schlechten Haltepunkten geklettert. Ein Sturz wird in der Regel erst wieder vom Standplatz gehalten, da die Qualität der Haltepunkte so schlecht ist. 

Diese Skala wird vor allem in Nordamerika angewandt. Ist aber auch die vielen bekannten amerikanischen Kletterrouten weltweit bekannt. Sie startet bei 5.0 und geht bis 5.9. Danach wird sie in a,b,c und d verfeinert, z.B. 5.12b.

Neben den vorgestellten Bewertungskalen gibt es noch weitere, wie z.B. die Bewertung beim Eisklettern. Diese wollen wir aber in einem separaten Artikel unter die Lupe nehmen.

Welche Boulder-Bewertungen gibt es?

Auch beim Bouldern gibt es eine Auswahl, wenn auch eine kleinere, an Bewertungssystemen:

Die fb- Skala oder auch Fontainebleau Skala findet ihren Ursprung in einem urigen Wald nahe Paris, welcher unzählige schöne Sandsteinblöcke beherbergt. Laut der Geschichte fand auch das Bouldern hier ihren Ursprung. So liegt es nahe, dass auch eine Bewertung entstand. Sie wird in arabischen Ziffern angegeben und durch ein “+” oder “-” verfeinert.

Für Traversen, einem Quergang in Bodennähe, wurde eine eigene Bewertungsskala in Fontainebleau entwickelt.

Die V-Skala wird vor allem im amerikanischen Raum genutzt. Sie reicht (bisher) von V0 bis V17 (9a)

Frau mit blonden Haaren am Boulderfelsen
Bouldern am Schneeberg 📷 Ricardo Langer

Bewertung von Routen nach Farbe

Es gibt zwei Methoden der Bewertung einer Route nach Farbe: 

  • Farb Bewertung in Hallen 
  • Farb Bewertung von Boulderrouten in Fontainebleau 

In Kletter-und Boulderhallen hat eine Route eine Farbe. Auf diese Weise hebt sie sich von benachbarten Routen ab. Einige Hallen ordnen die Farben einem Schwierigkeits-Spektrum unter. Zum Beispiel, alle Routen der Farbe Blau befinden sich im Spektrum 5a bis 5c. Für Boulderer und Kletterer ist schnell ersichtlich, welche Routenfarben ungefähr ihrem Level entsprechen. 

Die Farbbewertung von Boulderrouten in Fontainebleau ist das historische Fundament des Ganzen. Das Bouldergebiet verfügt über etliche Boulderparcoure, die durch Farbpunkte an den Felsen markiert sind. Ein Parcour einer Farbe befindet sich ebenfalls in einem ähnlichen Schwierigkeitsbereich, wie 6a bis 6c. 

Welcher Klettergrad eignet sich für Anfänger?

Klettergrade sind immer subjektiv, es ist also schwer pauschal zu sagen, welcher Schwierigkeitsgrad sich für Anfänger oder auch Fortgeschrittene eignet. Grob kann man sagen, dass sich Grade nach Schwierigkeit so einteilen lassen: 

  • für Anfänger: UIAA 5- bis 6/ Französisch 5a bis 5c.
  • für Fortgeschrittene: UIAA 6+bis 8-/ Französisch 6a bis 6c+
  • für wirklich ambitionierte Kletterer: UIAA 8 bis 10 / Französisch 7a bis 8b 

Alle Grade darüber sind für extrem gute Sportkletterer reserviert.

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